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Audiowalk

Juli 2021 - Dezember 2021
Decolonize Dortmund

Audiowalk durch Dortmund arbeitet Kolonialgeschichte auf

Decolonize Dortmund. Foto: Naomi Hennor
Decolonize Dortmund. Foto: Naomi Hennor
Decolonize Dortmund. Foto: Naomi Hennor

Das Kollektiv Decolonize Dortmund entwickelt einen postkolonialen Audiowalk für Dortmund mit dem Ziel, die kolonialen Spuren, die bis heute im Stadtraum wirken, aufzuzeigen. Das Projekt soll ein inklusives Geschichtsbewusstsein anregen: Bisher fehlt eine Aufarbeitung der deutschen Kolonialzeit. Die Kolonialzeit wirkt aber nach und behält einen direkten Bezug zum heutigen strukturellen Rassismus, der nicht lediglich eine Diskriminierungsform, sondern ein Weltbild darstellt.

Da deutscher Kolonialismus ständig de-thematisiert wird, bleibt er für die, die sich wissenschaftlich mit ihm beschäftigen bzw. Interesse an diesem Teil deutscher Geschichte zeigen, lediglich ein theoretisches Thema. Der Audiowalk in Dortmund soll ein Weltbild sichtbar machen, das sich durch eine rassistische Ideologie kennzeichnet, gleichzeitig unsichtbar und dennoch wirksam ist: Straßen, die nach kolonialen Profiteuren benannt sind, heutige Freizeitorte wie der Fredenbaumpark, die für Völkerschauen genutzt wurden, der Dortmunder Hafen als Handelsstelle für Kolonialwaren, sowie das Nicht-Erzählen dieses Teils der deutschen Geschichte im Stadtarchiv vergegenwärtigen die Kolonialität der Stadt.

Andererseits wird kolonial-rassistisches Wissen immer wieder reproduziert, bis heute, und ist Basis gegenwärtiger produktiver Macht- und Herrschaftsverhältnisse. So will der Audiowalk  auf Orte aufmerksam machen, die gegenwärtig Kolonialrassismus reproduzieren. Eine postkoloniale Kontextualisierung der als selbstverständlich geltenden Bilder wird in direkten Zusammenhang mit historischen Orten und Ereignissen gebracht, sodass das geteilte kulturelle Wissen die Selbstverständlichkeit von Denkmustern der Adressat*innen in Frage stellt. Der Audiowalk dient also nicht nur zur Erweiterung historischen Wissens, sondern auch der Anregung zur Reflexion. Mit diesem postkolonialen Blickwinkel, der eine klare Abgrenzung zu der Geschichte und den Strukturen des Kolonialismus schafft, soll er nicht nur auf die Zusammenhänge der kolonialen Vergangenheit und Gegenwart in der Stadt aufmerksam machen, sondern auch auf die Loslösung von den Denkstrukturen, die dadurch gefördert werden, hinarbeiten.

Der Audiowalk Decolonize Dortmund soll Orte und Geschichte neu kontextualisieren und damit Zugänge zu bisher nicht-erzählter Geschichte ermöglichen, mit dem Ziel kollektiv Kolonialgeschichte aufzuarbeiten.

Unser Kollektiv Decolonize Dortmund besteht aus einem Zusammenschluss von Schwarzen Menschen und People of Color aus verschiedenen akademischen, professionellen und privaten Kontexten. Wir werden rassifiziert und sind uns der Kontinuitäten der kolonialrassistischen Ideologie in deutschen Städten sehr bewusst, da diese Ideologie auf unsere Körper projiziert wird. Wir wollen den Blick weg von unseren Körpern auf die Ursachen dieser Projektionen lenken und sichtbar machen, wie sehr der Kolonialismus die Lebensrealitäten und Weltbilder in Deutschland beeinflusst hat. Diese Geschichte hat sich in die Stadtstrukturen eingeschrieben. Der Audiowalk soll einen Beitrag dazu leisten, die koloniale Geschichte in der Stadt sichtbar zu machen.

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