„Von Rassismus wurde nicht gesprochen.“
In Duisburg-Wanheimerort sterben bei einer Brandstiftung am 26. August 1984 sieben Mitglieder einer „Gastarbeiterfamilie“. Staatsanwaltschaft und Polizei schließen schnell ein „ausländerfeindliches“, politisches Motiv aus. Der Fall wird erst 1996 aufgeklärt und eine „Einzeltäterin“ als Pyromanin verurteilt. Hinterbliebene und Betroffene wurden allein gelassen.
35 Jahre später entsteht eine Initiative aus Angehörigen und Aktivist*innen. Diese betrachtet die Aufklärung der Brandstiftung als unvollständig und will Rassismus als Motiv überprüfen.
In den 1980ern etablieren sich neue Formen der Migrationsabwehr und des gesellschaftlichen Rassismus: Die Duisburger Unternehmen starten mit Bund und Ländern im Frühjahr 1984 die Rückkehrkampagne von sogenannten „ausländischen Arbeitern“. 1981 erscheint das Heidelberger Manifest, in dem Professoren von der „Unterwanderung des deutschen Volkes“ schreiben und Argumente für die Bürgerinitiative „Ausländerstopp” liefern. 1982 sagt Helmut Schmidt, dass ihm kein Türke mehr über die Grenze kommt.
Nach wie vor stellt rassistische Gewalt ein Dunkelfeld dar. Systematisch werden politische und rassistische Motive weder erwähnt noch strafrechtlich angemessen verfolgt. Seit den NSU-Prozessen wissen wir, wie behördliche Blindheit zur Entwertung von Rassismuserfahrungen, institutioneller Gewalt und Ohnmacht führt.
In dieser Veranstaltung fragen wir, wie eine Anerkennungs- und Erinnerungspolitik für die Opfer rechter Gewalt aussehen kann, wie man über Prekarisierungsfolgen sprechen, Solidarität organisieren und eine erweiterte Rassismusanalyse durchsetzen kann.
Gäste: NN (Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung); Bengü Kocatürk (DOMiD – Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V.); Kutlu Yurtseven (Initiative Keupstraße ist überall); Jan-Robert Hildebrandt (Opferberatung Rheinland)
Um Anmeldung per Email wird gebeten: inidu84(at)riseup.net
Der Eintritt ist frei.
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die der rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
Die Podiumsdiskussion ist eine Kooperation mit Interkultur Ruhr im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kein schöner Land? Kontinuitäten rassistischer Gewalt“, ein Projekt gegen Fremdenfeindlichkeit, kuratiert von der Kulturfabrik Bochum e.V. mit Unterstützung durch die Rottstr5 Kunsthallen.
Die Initiative Duisburg 1984 wird gefördert vom Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V. (VBRG e.V.), Rosa Luxemburg Stiftung NRW, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, GLS Treuhand, Kultursekretariat NRW, Amadeu Antonio Stiftung und Stadt Duisburg.
Einen Bericht zur Podiumsdiskussion von Ceren Türkmen und Bengü Kocatürk-Schuster finden Sie > hier.