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KULTURKONFERENZ RUHR 2018

Fr. 14.09.2018, 09:30 Uhr

7. KULTURKONFERENZ RUHR: Kulturorte für eine Metropole der Vielfalt? Zur Zukunft kultureller Räume und Institutionen

Das Programm der Kulturkonferenz Ruhr wird 2018 gestaltet von Interkultur Ruhr. Es beschäftigt sich mit dem Selbstverständnis, den Aufgaben und den Entscheidungsstrukturen von kulturellen Institutionen und Akteuren in einer Zeit wachsender gesellschaftlicher und politischer Spannungen.

Die pluralistische Gesellschaft des respektvollen Nebeneinanders und Miteinanders, geprägt von Globalisierung und Migration, sieht sich heute Angriffen ausgesetzt, die auf rückwärtsgewandten Fantasien einer vermeintlichen Homogenität gründen. Der Regionalverband Ruhr lädt Kulturschaffende der freien Szene, neue Protagonist*innen, Vertreter*innen von Institutionen sowie Gestalter*innen aus Kulturpolitik und Verwaltung zu einem Dialog über die Rolle der Kultur zur Entwicklung einer kooperativen Gesellschaft der Vielen ein.

Die laufende Debatte erfordert neue Antworten, um eine Gesellschaft zu verteidigen, in der viele unterschiedliche Sichtweisen auf die Welt existieren können und in der die Teilhabe von Verschiedenen auch bedeutet, sich selbst verändern zu können. Wie können sich Kulturinstitutionen öffnen, um Orte der Vergemeinschaftung zu werden? Wie wollen wir produzieren und miteinander arbeiten? Was bedeuten in diesem Zusammenhang Widmung, Sorgfalt, Achtsamkeit und Gastfreundschaft? Wer bestimmt über die Institutionen und ihre Beschaffenheit?

Die 7. Kulturkonferenz Ruhr möchte als gegeben vorausgesetzte Gewissheiten über das eigene Tun auf den Prüfstand stellen und Ideen für neue Arbeitsweisen und Formen der Kooperation entwickeln. Ihre Suche gilt Gesprächstechniken und Diskussionsformaten, die viele unterschiedliche Stimmen zu Gehör kommen lassen und den zukunftsweisenden Dissens erproben.

 

PROGRAMM

09:30 Kleines Begrüßungsfrühstück und Anmeldung

10.00 Tagesmoderation: Nina Sonnenberg

Grußwort:
Thomas Krützberg, Kulturdezernent der Stadt Duisburg

Grußwort und Eröffnung durch die Veranstalter:
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW
Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin RVR

 

10:30 Einführung in das Programm

Johanna-Yasirra Kluhs & Fabian Saavedra-Lara, Interkultur Ruhr

10:45 Zur Lage der Region 1

Inez Boogaarts, Geschäftsführerin Zukunftsakademie NRW (ZAK) & Florian Fiedler, Intendant Theater Oberhausen

10:55 Impuls 1: Kübra Gümüşay

Kübra Gümüşay ist Journalistin, Aktivistin & Referentin. Als freie Autorin schreibt sie für Die Zeit, Zeit Campus, die Taz und andere Medien. Sie referiert zu den Themen Politik, Islam, Rassismus, Feminismus und Social Media an Universitäten, auf Konferenzen und in Presse, Radio & TV. Zudem arbeitet sie als Social Media-Beraterin für Unternehmen und Organisationen. 2014 war sie Botschafterin gegen Rassismus der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Ihr Blog »Ein Fremdwoerterbuch« wurde 2011 für den Grimme Online Award nominiert. 2012 wurde sie als eine von 50 Persönlichkeiten im deutsch-türkischen Jubiläumsbuch »50 Jahre 50 Menschen« porträtiert.

11:25 Zur Lage der Region 2

Zekai Fenerci, Künstl. Leiter und Geschäftsführer Pottporus e.V.

11:35 Impuls 2: Ayşe Güleç

Ayşe Güleç studierte Sozialpädagogik an der Universität Kassel und begann ab 1998 im Kulturzentrum Schlachthof im Bereich Migration und (inter-)kulturelle Bildung zu arbeiten. Sie entwickelte den documenta 12 Beirat und war in Folge dessen die Sprecherin. Sie wurde Mitglied der Maybe Education Gruppe der dOCUMENTA (13) und bildete einen Teil der Kunstvermittler*innen aus. Als Community Liaison arbeitete sie im Artistic director office der documenta 14 in Kassel. Als Aktivistin engagiert sie sich in selbstorganisierten Initiativen im Bereich Migration, Postkolonialismus und Anti-Rassismus wie z.B. in der Initiative 6. April und dem Tribunal „NSU-Komplex auflösen“.

12:05 Zusammenfassung der ersten Tageshälfte durch Nina Sonnenberg

12:15 Mittagspause

 

14:00 Gespräche und Arbeitsgruppen

Kunst und Wissen diversifizieren

Stefan Hilterhaus, Künstl. Leiter und Geschäftsführer PACT Zollverein & Ayşe Güleç Kulturarbeiterin und Sozialarbeiterin & Bridget Fonkeu, Wissenschaftl. Mitarbeiterin Techn. Universität Dortmund & Madhusree Dutta, Künstl. Leiterin Akademie der Künste der Welt. Moderation: Aurora Rodonò

In Institutionen der zeitgenössischen Kunst ebenso wie auf den großen Festivals und Biennalen gewinnen Fragen nach dem eigenen Verhältnis zu einer vielgestaltigen Gesellschaft seit einigen Jahren an Bedeutung. An der vermehrten Repräsentation marginalisierter Wissensbestände wird vielerorts unter Stichworten wie »Kulturen des globalen Südens«, »Postkolonialismus« oder »Interkulturelle Öffnung« intensiv gearbeitet. Auch im Ruhrgebiet und NRW formieren sich aktuell Programme, die sich stark mit der Dezentralisierung von Kunst und Wissen auseinandersetzen. Im Gespräch berichten die Diskutant*innen über ihre eigene Praxis in diesem Spannungsfeld und beleuchten kritisch, wie sie jeweils mit der Bedeutung des »Anderen« als Normalität umgehen.

 

Wessen Erbe? Neuer, kritischer Blick auf Bestände, Museen und Geschichte(n)

Dietmar Osses, Museumsleiter LWL-Industriemuseum Zeche Hannover & Dr. Katrin Schaumburg, Wissenschaftl. Mitarbeiterin Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V. (DOMID) & Ahmet Sezer, Vorstandsmitglied (DOMID) &
Dr. Sophia Prinz, Koordinatorin „Mobile Welten“, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) & Dr. Norbert Reichling, Leiter Jüdisches Museum Westfalen. Moderation: Prasanna Oommen

Das Gespräch befasst sich im Kontext der auch im deutschsprachigen Raum laufenden Debatten um Deutschland als Land der Migration mit der Rolle von sammelnden Kulturinstitutionen. Kulturhistorische Museen sind ständig mit der Frage danach beschäftigt, welche Geschichten anhand von Exponaten erzählt werden und welche Perspektiven sich in diesen Geschichten ausdrücken. Auch im Ruhrgebiet gibt es zahlreiche sammelnde Institutionen, die sich mit Fragen nach der Ausgestaltung von neuen Institutionsformen befassen, die eine Plattform für verschiedene Blicke auf Kulturgeschichte sein sollen. Wie könnten neue Praxen des Sammelns und Bewahrens aussehen, in denen die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Perspektive ganz selbstverständlicher Teil der Arbeit ist?

 

Wer ist „wir“? Identität und pluralistische Gesellschaft

Prof. Dr. Haci Halil Uslucan, Wissenschaftl. Leiter Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung Universität Duisburg-Essen & Guy Dermosessian, KALAKUTA SOUL RECORDS & Veye Tatah, Verlagsleitung AFRICA POSITIVE Magazin & Britta Peters, Künstl. Leiterin Urbane Künste Ruhr & Uri Bülbül, Sprecher Katakomben-Theater Essen. Moderation: Nesrin Tanç

In vielen Regionen Europas begegnen wir heute neuen Nationalismen und Prozessen von Segregation, in denen die Zugehörigkeit zur Gesellschaft über kulturelle Merkmale konstruiert wird. So soll klar gemacht werden, wer »dazu gehört« und wer nicht. Auch im deutschsprachigen Raum und im immer schon vielfältigen Ruhrgebiet zeugen die Wahlerfolge der Rechtsextremen von einer Polarisierung der Mitte der Gesellschaft. Woher rührt die Angst vor »Überfremdung«, wie wird heute das »Eigene« und das »Fremde« konstruiert? Wie können Kunst- und Kulturinstitutionen auf die »Kulturalisierung« von Problemen reagieren, die eigentlich politisiert werden müssten? Im Gespräch beschäftigen sich die Diskutant*innen mit diesen Themen und versuchen zu ergründen, wie und in welchen Räumen heute im Ruhrgebiet Zusammengehörigkeit und Distanz, "Heimat" und "Fremde" erlebt wird.

 

Wem gehört das hier? Institutionen und Deutungshoheit

Jan-Philipp Possmann; Künstl. Leiter und Geschäftsführer, zeitraumexit & „Wem gehört die Kunst?“ (Sebastian Brohn, Ringlokschuppen Ruhr & Christina Danick, Urbane Künste Ruhr & Ulrike Günther, freie Regisseurin & Moritz Kotzerke, freier Künstler & Stefan Schroer, Netzwerk X) & Emilia Hagelganz, Künstl. Leiterin Labor für sensorische Angelegenheiten e.V. (Labsa) & Betty Schiel, freie Kuratorin (Labsa). Moderation: Wendpanga Eric Segueda

Das Netzwerk X setzt sich zum Ziel, Kunst und sozialen Aktivismus unter einem Dach zu versammeln und gleichzeitig kraftvolle Lobbyarbeit für die freie Szene in der Region zu machen. Mit dem Ringlokschuppen Ruhr und Urbane Künste Ruhr haben sie 2016 das Projekt »Wem gehört die Kunst« mit dem Ziel einer gemeinsamen Mittelvergabe begonnen. Zeitraumexit ist ein kleiner, etablierter Kunstort in Mannheim. Als “Artfremde Einrichtung” haben Räume und Team sich für sechs Monate einer Bürger*innenversammlung übergeben, die über Programm entschieden hat. Das transnationale Ensemble LABSA hat vor zwei Jahren den Tomorrow Club Kiosk ins Leben gerufen, in dem eine internationale Künstler*innencrew gemeinsam interdisziplinär nach eigenen institutionellen Gesetzen arbeitet. Alle drei Initiativen fordern einen praktischen Diskurs zu Fragen der Verteilung und Verfügung von Deutungshoheit heraus. In diesem Workshop-Format werden die Initiativen mit den Teilnehmer*innen an Möglichkeiten arbeiten, diese Modellversuche in den Arbeitsalltag anderer Organisationen zu übertragen.

 

16:00 Kaffeepause

16:30 Zusammenfassung der Gruppen im Plenum und Diskussion

Musikalischer Ausklang mit dem WorldBeatClub aus Bochum

 

Die Kulturkonferenz Ruhr ist Teil der Nachhaltigkeitsvereinbarung zur Kulturhauptstadt RUHR.2010 und bietet der Kulturszene einmal jährlich eine Bühne für den regionalen kulturpolitischen und künstlerischen Diskurs. Sie ist eine gemeinsame Veranstaltung von RVR und dem Land NRW - mit dem Ziel, die im Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010 entwickelten neuen Netzwerke, regionalen Partnerschaften und Kooperationen zu fördern und weiter zu entwickeln. www.kulturkonferenz.rvr.ruhr

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