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Familienfilm-Archiv des Ruhrgebiets: Berufsverbot ´72

Sa. 26.09.2020, 19:00 Uhr
Freie Universität Oberhausen

Film und Gespräch im Seminar „Zeitzeuge Film & Bild“ der Freien Universität Oberhausen zum Thema "Berufsverbot"

Abgestempelt als Verfassungsfeind, Filmstill.

Am 28. Januar 1972 gab es in Bonn ein Treffen aller Ministerpräsidenten der Bundesländer und des damaligen Bundeskanzlers und Friedensnobelpreisträgers Willy Brandt. Es folgte der sogenannte Extremistenbeschluss über „verfassungsfeindliche Kräfte“ im öffentlichen Dienst. Später bekannt als „Berufsverbot“.

Er sollte vor allem verhindern, dass linkspolitisch engagierte Menschen aus der 68er Studentenbewegung, die sich damals vor allem im Kommunistischen Bund Westdeutschlands (KBW) oder der 1968 neugegründeten Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) politisch organisierten, etwa im öffentlichen Dienst (Schule, Telefon, Post, Justiz) beschäftigt werden. Hunderte Menschen wurden zu Verfassungsfeinden erklärt und ihnen wurde entweder die Arbeit in öffentlichen Ämtern verweigert oder sie wurden entlassen.

Ein schwarzer Fleck in der Geschichte der deutschen Republik, über den heute nicht gesprochen wird und an den sich nur wenige erinnern. Und doch stellt uns das „Berufsverbot“ heute grundlegende Fragen: Inwieweit bleibt unsere Demokratie demokratisch? Inwieweit akzeptiert der Staatsapparat, in Frage gestellt zu werden? Warum haben wir die gleiche Strenge bisher nicht auch gegen rechtsradikale Politik gesehen?

Auf diese und andere Fragen versucht das Seminar „Zeitzeuge Film & Bild“ der Freien Universität Oberhausen mit der Projektion des Dokumentarfilms "Abgestempelt als Verfassungsfeind" (Hannelore Schäfer, 1993, 45 Min.) und zusammen mit Angelika Lehndorff-Felsko, einer linken politischen Aktivistin in den 1970er Jahren und daher vom Berufsverbot im Jahr 1976 betroffen, eine Antwort zu geben.

Zum Abschluss wird der achtminütige Kurzfilm „Freiheit im Beruf – Demokratie in Betrieb“ aus dem Archiv für Familien- und Amateurfilm des Ruhrgebiets gezeigt. Der Super8Film ist 1979 auf einer Demonstration entstanden und wird bei der Veranstaltung live vertont. Musik: Georg Partes und Rainer Schulz.

Der Eintritt ist frei.
Zutritt bitte nur mit Mund-Nasen-Schutz.

Familienfilme des Ruhrgebiets auf Tour” ist ein Projekt von Interkultur Ruhr und Geremia Carrara in Kooperation mit kitev / Freie Universität Oberhausen. Gefördert von VG Bild-Kunst und Büro für Interkultur Oberhausen. Das Archiv für Familien- und Amateurfilm des Ruhrgebiets entstand im Rahmen des Projektes Interkultur Ruhr mit Unterstützung des Forums für Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e.V., Archivträger ist die Stiftung Ruhrmuseum.

Die Freie Universität Oberhausen versteht sich als Universität von unten, aus dem Quartier, für die Stadt und das Revier. Sie wurde ins Leben gerufen von KITEV (Kultur im Turm e.V.) und wird über das Bundesprogramm UTOPOLIS – Soziokultur im Quartier gefördert. Sich einschreiben und mitmachen kann und soll jedermann/-frau. Besonderes Vorwissen ist nicht erforderlich. Das komplette Kursangebot ist kostenfrei und wird geleitet und realisiert durch Akteur*innen aus sozialer Arbeit, Kunst und Kultur, verstärkt durch externe Referent*innen. www.mutimrevier.de

Zu den Personen:

Angelika Lehndorff-Felsko, Studium der Kunstgeschichte, Archäologie, Orientalistik, Geschichte und Pädagogik in Freiburg und Köln. Seit 1997 ist sie Mitglied der Projektgruppe Messelager zur Betreuung ehemaliger Zwangsarbeiter.

Georg Partes und Rainer Schulz sind Musikpartner und spielen zusammen in der „Vokalrunde“. Georg Partes - un.ku:l, ist ein deutschsprachiger Singer und Songwriter, wohnhaft in Oberhausen. Gespielt wird akustische und elektrische Gitarre, dazu gewandte Sprache. Rainer Schulz ist ein politischer Songwriter. Er hat 1972 damals noch als 16jähriger einen Song zum Radikalenerlass geschrieben. Außerdem ist er ein K14 Urgestein.

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