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Wenn wir über Geld reden, musst du nicht sagen „mon frère“

So. 29.05.2022, 18:00 Uhr
Ruhr International

Performance und Gespräch mit Elia Rediger und Patrick Mudekereza / GROUP 50:50 (Deutschland, Schweiz, DR Kongo) und David Guy Kono (Deutschland, Kamerun), zu Gast bei Ayşe Kalmaz

Oben: David Guy Kono, Kafka Metamorphose. Foto: Martin Rottenkolber. Unten: Group 50:50 (v.l.n.r.): Elia Rediger, Patrick Mudekereza, Michael Disanka, Eva-Maria Bertschy, Kojack Kossakamvwe und Christiana Tabaro. Foto: Jozef Kasau

Die “Werkstatt des Wir” hat im Herbst 2021 Autor:innen, Performer:innen, Musiker:innen und Kulturschaffende im Dortmunder Taranta Babu gefragt, wie "Kultur" für eine zukunftsfähige Gesellschaft gemacht werden kann – lokal und global. Bei Ruhr International wird in Wort und Kunst verhandelt: Wie werden unsere Beziehungsrahmen bestimmt durch herrschende transkontinentale Ökonomien – und können wir sie transformieren?

Die GROUP 50:50 treibt zwischen der DR Kongo, Deutschland und der Schweiz direkt und subversiv die Produktion und Verbreitung von Kunst und Kultur im Kongo voran. Ein transnationaler Dialog über historische und aktuelle Handelsbeziehungen, globale ökonomische Ungleichheiten und ihre Folgen für die internationale Zusammenarbeit, die Restitution von Kulturgütern an die afrikanischen Länder, die Wiedergutmachung von Jahrhunderten hegemonialer Gewalt und das Verhältnis zwischen dem sogenannten Neo-Extraktivismus der Rohstoff-Ausbeutung und der Kunstproduktion stehen im Zentrum. 50:50 heißt: Teilen von Ressourcen und Chancen. Die Leitung wird geteilt zwischen den Künstler:innen aus dem Kongo und der Schweiz, die Hälfte des Budgets geht an die Künstler:innen und die Aufführungen im Kongo, das kongolesische Publikum wird genauso angesprochen wie das europäische usw. In der “Werkstatt des Wir” sind der Schriftsteller und Kurator Patrick Mudekereza und der Künstler und Musiker Elia Rediger zu Gast.

David Guy Kono arbeitet seit 2013 in transkontinentalen Produktionszusammenhängen der Freien Szene. Seine Arbeit bewegt sich sowohl physisch, politisch als auch mental auf dem europäischen Kontinent sowie in Westafrika, zum Beispiel als Mitbegründer des Festivals “Part’âges”. In der Zusammenarbeit mit Kuratorin Becky Beh in Yaoundé entsteht eine neue Praxis autonomer Kunstpräsentation und -produktion im neokolonialen Spannungsfeld. In “What do I want” geht er in einem Ritual im Dampfgebläsehaus dem Verhältnis des Wollens von Mensch und Kapitalismus nach.

Wenn wir über Geld reden, musst du nicht sagen „mon frère“
Sonntag, 29. Mai 2022
ab 18 Uhr

Dampfgebläsehaus
An der Jahrhunderthalle 1
44793 Bochum

Die Veranstaltungsreihe "Werkstatt des WIR" des Taranta Babu e.V. in Dortmund wurde gefördert vom Kulturbüro Dortmund, LAG Kunst und Medien NRW, Kommunales Integrationszentrum, Schauspiel Dortmund (Neue Wege-Förderung) und im Förderfonds Interkultur Ruhr 2021.

David Guy Kono wurde in Douala (Kamerun) geboren. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung zum Schauspieler, Tänzer und Marionettenspieler im Jahr 2005 wurde er 2009 als bester Schauspieler im Rahmen des Festivals THEATRALEMENT VOTRE ausgezeichnet. Seit 2013 arbeitet Kono mit dem kainkollektiv aus Bochum an Stücken wie Fin de Mission, das Spuren des europäischen Kolonialismus nachgeht. Kono entwickelte 2015 die Performance No Title im Rahmen des Programms The Incantations of the Disquieting Muse bei Savvy Contemporary in Berlin, die sich mit verschiedenen Perspektiven auf den Körper und die Unsichtbarmachung der Seele beschäftigt. Seit 2017 lebt und arbeitet Kono im Ruhrgebiet. 2017 konzipierte er im Rahmen des Musrara Mix Festival in Jerusalem die Performance Lah Kam, die das Spannungsverhältnis zwischen einem Innen und einem Außen thematisiert. Im Rahmen des Theaterfestivals FAVORITEN in Dortmund entwicklte er in Kooperation mit Antoine Effroy die Performance Tcha. Sol. Boden, in der er der historischen Parallelität von Reichtum und Ausbeutung nachgeht. 2018 wurde David Guy Kono mit dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstler:innen ausgezeichnet und war im Jahr 2020 mehrfach mit dem WHY NOT? Kollektiv auf der Bühne. Auf dem FAVORITEN Festival 2020 feierte zudem sein Stück Metamorphose Premiere, das anschließend am Ringlokschuppen in Mülheim an der Ruhr zu sehen war.

Patrick Mudekereza ist Schriftsteller und Kurator. Er ist Gründer und künstlerischer Leiter des Centre d'art Waza, eines einzigartigen unabhängigen Kunstzentrums in Lubumbashi. Er war Mitbegründer und Leiter der ersten drei Ausgaben der Rencontres Picha, Biennale de Lubumbashi (2008-2015). Er beteiligte sich an der Gründung und saß im Vorstand der International Biennial Association. Er kuratierte Ausstellungen wie „Prise de Terre“ (Teil von GEOgraphics, Bozar, 2010), „Close Openings/Vernissage Fugaces“ (Verschiedene Orte in Lubumbashi, 2011), „Mining Lubum“ (VANSA, Johannesburg, 2015), „Silimuka“ (Teil des Projekts ChinAfrika under construction, Museum für Gegenwartskunst GfZK Leipzig, 2017), „Aire d'oiseaux imaginaires“ (Kongo Biennale in Kinshasa, 2019, und Bogardenkapel Brugge, 2019). Das Projekt und die begleitende Publikation „Revolution Room“ (2013-2016) wurden mit dem African Architecture Award in der Kategorie Critical Dialogue ausgezeichnet (Zeitz MOCAA, Kapstadt, 2017). 2016 erhielt er den nationalen kongolesischen Kunst- und Kulturpreis und 2017 die Medaille Art Lettre et Sciences. Er lehrt an den Universitäten Lubumbashi und Witwatersrand.

Elia Rediger wurde 1985 in Kinshasa (DR Kongo) geboren und lebt und arbeitet in Basel und Berlin. Er ist Medienkunst-Absolvent der HGK Basel und als Künstler in diversen Performance-, Installations-, Klang- und Sprechproduktionen tätig. Außerdem ist er Gründer, Sänger und Songwriter der Basler Kultband The bianca Story, die auch in Installations-, Multimedia-, Performance- und Theaterkreisen zuhause ist. 2012 kandidierte er als Bürgermeister für seiner Heimatstadt Basel (4865 Stimmen). Politisch engagiert er sich im künstlerischen Feld zwischen Großer Oper, Performance und Popwelt. Rediger schrieb Lieder und Stücke für das Basel Sinfonietta Orchester, sowie für das Stadttheater Bern, wo sein erstes Musiktheaterstück „Oh Boyoma“ entstand, für das er 2016 sein Geburtsland bereiste. 2019 veröffentlichte er mit Dorine Mokha das im Kongo entstandene Minenoratorium „Herkules von Lubumbashi“, das u. a. von seiner Auseinandersetzung mit dem Schweizer Rohstoffunternehmen Glencore handelt. 2021 wurde Elia Rediger mit dem Tonali Award für „Mut zur Utopie“ ausgezeichnet. http://www.eliarediger.com

Veranstaltergemeinschaft Ruhr International: Stadt Bochum, Bahnhof Langendreer und Bochumer Veranstaltungs-GmbH. In Kooperation mit Interkultur Ruhr / Regionalverband Ruhr. Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Bochum sowie der Stiftung der Sparkasse Bochum zur Förderung von Kultur und Wissenschaft, WDR Radio Cosmo, USB Bochum GmbH.

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