Förderfonds Interkultur Ruhr 2020
Förderfonds Interkultur Ruhr 2020
Der Fördertopf 2020 ist ausgeschöpft. Trotz anhaltender Bedrohung durch die Pandemie und zahlreicher Lockdown-Regelungen seit November 2020 ist der Bedarf an künstlerischen und sozio-kulturellen Formaten weiterhin enorm wichtig. Wie gingen die Strukturen und Akteur*innen mit der Situation um? Welche Formate fanden statt? Und was können wir als Online-Angebote noch sehen?
Zunächst die Fakten: Der Förderfonds 2020 wurde am 01. August 2020 eröffnet. Auch in diesem Jahr war die Anfrage immens: Es sind 65 Anträge eingegangen, 36 Projekte werden noch bis zum 31. April 2021 gefördert.
Der Förderfonds Interkultur Ruhr zeichnet sich dadurch aus, Begegnung und Netzwerke zu fördern und die vielfältige kulturelle Arbeit im Ruhrgebiet sichtbar zu machen und zu unterstützen. Entsprechend stellten die vergangenen Monate eine ganze Kulturlandschaft vor große Herausforderungen, die weiter anhalten.
Verschieben? Neu planen? Alles digital?
Gemeinschaftsorientierte Projekte, die ansonsten Gesprächsformate, gemeinsames Kochen oder Ausflüge planen, hatten im letzten Jahr wenig Gelegenheit ihre Arbeit wie gewohnt umzusetzen. Je nach Format und Termin mussten und müssen analog geplante Veranstaltungen digital umgesetzt werden. Das stellt vor allem Strukturen mit einer kleinen Anzahl ehrenamtlich engagierter Menschen vor große Herausforderungen. Mit viel Engagement ist es auch in diesem Förderjahr den zahlreichen Vereinen und Initiativen gelungen, spannende Formate auf den Weg zu bringen. Hier einige der Highlights, die weiterhin digital abrufbar sind und noch besucht werden können:
Digitaler Wissenstransfer
Die Tage der russischen Kultur 2020 von Rhein-Ruhr-Russland e.V. hatten zum Ziel, die Zusammenarbeit der zivilgesellschaftlichen Strukturen von Essen und der Partnerstadt Nishnij Nowgorod zu fördern sowie die weitere Vernetzung russischstämmiger Bürger*innen verschiedener Herkunft und Religionszugehörigkeit im Ruhrgebiet anzuregen. Auf dem YouTube-Kanal des Vereins können unter anderem Tschaikowski-Klavierkonzerte nachgehört werden, oder ein Vortrag über Vchutemas, die Kunsthochschule der russischen Avantgarde vor 100 Jahren.
Außerdem ist der Dokumentationsfilm „Ich bin homosexuell und das ist gut so“ des RAA Vereins NRW e.V. aus Essen online. Der Film will aus verschiedenen Perspektiven für persönliche und gesellschaftliche Konflikte und Widersprüche sensibilisieren, in die Menschen aufgrund religiöser und sexueller Ausrichtung geraten können. Expert*innen aus Religionswissenschaften und Aktivist*innen kommen zu Wort.
Bereits im Oktober fand eine Gedenkveranstaltung zum zweiten Jahrestag der Beisetzung von Amed Ahmad statt, ausgerichtet von der Initiative Amed Ahmad. Die Gruppe hat sich durch das Engagement von Freund*innen von Amed Ahmad im Winter 2018 gegründet und fordert zusammen mit seinen Eltern Gerechtigkeit und die Aufklärung der Umstände seiner Inhaftierung und seines Todes. Regelmäßige Updates, Statements und Informationen zum Mord gibt es auf dem Blog der Initiative.
Kunst zum Streamen
Das Projekt Namaste 103 hat mit der „Nordstadt Session“ Livestreams mit über 20 Livekonzerten produziert und zahlreiche Workshops und Talks mit Macher*innen des Programms aufgezeichnet: Von Meditation über Kunsthandwerk, Musik und Malerei bis hin zu Kochkursen und Naturkosmetik. Das gesamte Programm ist nachträglich noch online verfügbar.
Auch das 3. Bosnia Herzegovina Looks Around Festival fand online statt. Das internationale Bottroper Filmfestival will die unterschiedlichen Entwicklungen in den sozialen, wirtschaftlichen, bildungspolitischen und kulturellen Bereichen des Zusammenlebens abbilden – sowohl in Bosnien-Herzegowina als auch in weiteren Ländern, die ehemals zu Jugoslawien gezählt wurden. Die Hintergrundgespräche zum Festival gibt es noch auf der Webseite des Festivals.
„Ein Stern in dunkler Nacht – Miteinander in Rheinhausen“ war ein Stadtteil-Streaming-Event mit musikalischen und tänzerischen Präsentationen im Dezember 2020. Das Allerwelt-Ensembles Duisburg, die internationale Kinder- und Jugendbühne Bahtalo und weitere (Schul-) Ensembles aus Rheinhausen haben eine Stunde Programm zusammen erarbeitet, das auch nachträglich noch online verfügbar ist
Auch das theaterspiel in Witten war online tätig und hat seine Kindertheaterworkshops über digitale Plattformen angeboten. Kurze Einspieler vermitteln einen Einblick in ihre Arbeit.
Communities Online und vor Ort
Die Islamische Gemeinde Herne-Röhlinghausen bietet von Februar bis April in gemütlicher Atmosphäre Kochkurse zu internationalen Köstlichkeiten an – von Suppen über Hauptspeisen bis zum Nachtisch ist alles dabei.
World Happy Families Empowerment e.V. aus Essen lädt im März zu Veranstaltungen zu kamerunischer Kultur ein. Die Veranstaltungen sind erstmal vor Ort im VielRespektZentrum geplant.
Im Februar und März lädt das Interkulturelle Frauen-Empowerment-Netzwerk der Silent University zu digitalen Austauschformaten ein. Bridget Fonkeu, Doktorandin der Soziolinguistik und Consultant der Silent University Ruhr, ermutigt Frauen mit Flucht- und Migrationsgeschichte, mit ihren akademischen Qualifikationen und weiteren Kompetenzen in die Öffentlichkeit zu treten und ihre Karrierewünsche trotz bestehender gesellschaftlicher und kultureller Hindernisse zu verfolgen.
Wir haben natürlich noch viele weitere interessante Projekte gefördert. Daneben und danach geht es noch weiter! Aktuelle Termine der geförderten Projekte: > hier.
Auch 2021 wird es den Förderfonds Interkultur Ruhr wieder geben und wir freuen uns jetzt schon auf viele spannende Ideen, Projekte und neue Initiativen.