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Andere Sprachen finden. Ein Gespräch mit Georg Kentrup (Consol Theater Gelsenkirchen)

Interkultureller Kalender 2022. Foto: Guido Meincke

Andere Sprachen finden. Ein Gespräch mit Georg Kentrup (Consol Theater Gelsenkirchen)

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Interkultureller Kalender 2022

Der Interkulturelle Kalender feiert die einzigartige Vielfalt des Ruhrgebiets. Mit der Edition 2022 stellen wir jeden Monat Akteur:innen vor, die das kulturelle Leben im Ruhrgebiet mitgestalten. Im Februar steht das Consol Theater in Gelsenkirchen im Mittelpunkt. Fabian Saavedra-Lara hat mit Georg Kentrup gesprochen. Das vollständige Interview findet sich in der Publikation „Worauf wir uns beziehen können. Interkultur Ruhr 2016-2021“.

Das Consol Theater ist ein lebendiger Kulturort mit einer großen Verantwortung für die kulturelle Bildung und das soziale Miteinander verschiedenster Menschen jeden Alters. Die oftmals ausgezeichneten, professionellen Inszenierungen des Consol Theaters befassen sich konkret mit den Lebensrealitäten des jungen Publikums.

Fabian Saavedra-Lara (FSL): Lieber Georg, was sind die wesentlichen künstlerischen Ansätze in eurer Arbeit?

Georg Kentrup (GK): Vor allen Dingen etwas auszuprobieren, sich auf neue Felder zu  begeben, mit Übersetzungen zu arbeiten, an Grenzen zu stoßen – auch an die Grenzen von Übersetzungen, die nämlich zeigen, dass Sprachen von ihrer Funktionsweise her ganz unterschiedlich sind, dass eine Eins-zu-Eins-Übersetzung nicht immer die Lösung ist, sondern dass es noch etwas anderes gibt. Es geht immer wieder darum, andere Sprachen zu finden, die nicht rein verbaler Natur sind.

FSL: Wenn du auf die letzten Jahre zurückschaust – wie haben die gesellschaftspolitischen Debatten zur postmigrantischen Gesellschaft eure Arbeit geprägt?

GK: Dadurch, dass wir a) in Gelsenkirchen, b) im Ruhrgebiet und c) in einem Kinder- und Jugendtheater arbeiten, kommen wir mit all diesen Bewegungen fast im Vorhinein schon in Berührung – diese Situation ist für uns nichts wirklich Neues. Ich habe immer wieder den Eindruck, dass das Ruhrgebiet für alles, was soziale Bewegungen angeht, ein Zukunftslabor ist, aber dieses Potenzial selbst überhaupt noch nicht erkannt hat. Ich finde es sehr, sehr spannend, was uns von anderen Regionen auch unterscheidet. Und da ist Gelsenkirchen dann irgendwie die Spitze des Ganzen. Das Tolle ist ja: Dadurch, dass wir vor allen Dingen mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten, bekommen wir sehr schnell Entwicklungen mit, die vielleicht noch gar nicht wissenschaftlich oder gesamtgesellschaftlich reflektiert sind, aber von denen wir schon etwas spüren und aufgreifen können, eben in einer Rohheit und in einer Unkorrektheit letztendlich auch. Ob das nun Interkultur, Transkultur oder anders heißt, steht, glaube ich, gar nicht im Vordergrund.

FSL: Was sind eure Ziele und Hoffnungen für die Zukunft in eurem Theater, in euren Projekten?

GK: Ich fände es sinnvoll, wenn Theater und andere Kultureinrichtungen Angebote machen
könnten, die tatsächlich für alle da sind und Anknüpfungspunkte für künstlerische Beziehungsarbeit ohne Hürden anbieten. Beispielsweise Sprachen verwenden, die nicht verbal sind. Bei denen Interessierte nicht Räume besetzen müssen, die nur auf sprachlicher Ebene funktionieren, sondern eben mit ästhetischer oder musikalischer Ausdrucksfähigkeit arbeiten können. Ich hoffe, dass dieses Potenzial noch viel mehr als Wert erkannt wird für die Zukunft, um ein Miteinander zu erzeugen, bei dem es nicht nur um künstlerische Qualität geht, sondern wirklich um künstlerischen Ausdruck und darum, Begegnungen und gemeinsame Erfahrungsräume zu erzeugen. Wir haben viele positive Erfahrungen gemacht, dass es eben auch andere Formen gibt, wie man etwas bewegen und erreichen kann.

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https://www.consoltheater.de

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Die gedruckte Version des Interkulturellen Kalenders 2022 ist leider bereits vergriffen. Eine digitale Version (pdf) zum Herunterladen gibt es >> hier. Das vollständige Interview findet sich in der Publikation „Worauf wir uns beziehen können. Interkultur Ruhr 2016-2021“.

>> Interkultureller Kalender 2022

>> Worauf wir uns beziehen können. Interkultur Ruhr 2016-21

Interkultureller Kalender 2022. Foto: Guido Meincke
Nathan, Regie: Andrea-Kramer. Foto: Consol Theater
Interkultureller Kalender 2022. Foto: Guido Meincke
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