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Kulturarbeiter*innen-Netzwerke jenseits homogener Strukturen

Welcome to Pangaea. Foto: RVR/Lueger

Kulturarbeiter*innen-Netzwerke jenseits homogener Strukturen

von: 
Prasanna Oommen

Anlässlich des Netzwerktreffens Interkultur Ruhr am 3. Juli 2021 haben wir unser Beiratsmitglied Prasanna Oommen um eine Notiz rund um das Thema Netzwerke gebeten. Die Moderatorin, Kommunikationsberaterin und Autorin teilt gute Aussichten mit uns: Auf die Neuen Deutschen Netzwerke.

Kulturarbeiter*innen-Netzwerke jenseits homogener Strukturen: warum sie wichtig sind für gelingende Teilhabe und nachhaltige Sichtbarkeit

Die guten Nachrichten zuerst: Wir werden mehr. Außerdem sind wir häufig nicht mehr vereinzelt in ungeschützten Räumen unterwegs. Und: die Solidarität und Allianzbildung funktioniert immer öfter auch mit nicht-migrantisierten weißen Akteur*innen, wenn auch meist mit denjenigen, die (noch) nicht im Olymp der einflussreichen Entscheider*innen angekommen sind …

Die schlechten Nachrichten folgen leider direkt auf dem Fuß. Sobald es um Machtstrukturen, Privilegien und Entscheidungsprozesse geht, wird die Luft dünn – und zwar vor allem für die von Ausschlüssen & Zuschreibungen betroffenen Akteur*innen. Oft können sie zudem das Vakuum der homogenen Machtstrukturen nur unzureichend nachweisen. Das heißt, die Kritik an hegemonialen Verhältnissen wird von den Adressat*innen zu oft als realitätsferner Aktivismus und nicht belastbare Argumentation wahrgenommen. Ergo: für sie ändert sich nichts, außer, dass die Selbstbehauptung deutlich vehementer verhandelt wird.

Doch nun zurück zu den motivierenden Nachrichten, von denen ich berichten kann. Meine jüngsten „Feld-Erfahrungen“ im Kontext von Beratungen, Fortbildungen und Moderationen bestätigen die Strategie der Netzwerkbildung als wirksames Instrument in Change-Prozessen innerhalb des Kulturbetriebs. Die vielen klugen und umfänglich ausgebildeten Köpfe & Körper, die trotz der anhaltenden Widerstände im weißen, bürgerlich geprägten Kulturbetrieb eine neue Generation an postmigrantischen Künstler*innen, Intellektuellen & Medienmacher*innen repräsentieren, nutzen die Möglichkeiten der organischen Netzwerkbildung immer produktiver. Sie alle eint die Schnittmenge der Mehrfachdiskriminierungen, Qualitätsdebatten und stetigen herkunftskulturellen Zuschreibungen sowie der produktive Austausch über wirksame und sachliche Gegenrede. 

Die selbst initiierten Safe Spaces sind schon lange keine selbstreferentiellen „Kummerkästen“ mehr, die wir aus den Klassenzimmern der 80er Jahre kennen. Nein, sie sind politisch ernstzunehmende Räume, in denen „Hinterzimmergespräche“ im Hinblick auf wirksames politisches Empowerment und Forderungs-Management geführt werden. Das funktioniert, wie ich in den Debatten auf Kulturkonferenzen, an Hochschulen und in Kultureinrichtungen erleben darf, zunehmend besser und muss unbedingt verstetigt werden.

Die Neuen Deutschen Medienmacher*innen, bei denen ich seit nunmehr 11 Jahren stolzes Mitglied bin, können für sich in Anspruch nehmen, ein echtes Best Practice für erfolgreiche Netzwerkbildung mit Multiplikator*innenwirkung zu sein. Mittlerweile gibt es noch viel mehr solcher Neuen Deutschen Netzwerke. Erfolgreiche Netzwerkbildung zeigt nämlich langfristig Wirkung: Die Sichtbarkeit von unterrepräsentierten Perspektiven sowie Empowerment & Solidarität stärken neben der notwendigen Selbstfürsorge vor allem den Blick für ungenutzte Möglichkeiten der politischen Mitgestaltung. Vor und hinter der Kamera, auf den Podien und langfristig definitiv auch in den teilweise beratungsresistenten Strukturen von Kulturministerien, -referaten, -büros und -institutionen. Wie gesagt, wir werden mehr. Und eine Menge Menschen, Nichtweiße und Weiße, freuen sich darüber.

Die Moderatorin, Kommunikationsberaterin und Autorin Prasanna Oommen arbeitet mit ihrem Team an den Schnittstellen von Kultur, Kultureller Bildung, Diversität, Digitaler Transformation und Politischer Kommunikation – in NRW und bundesweit. Sie ist aktives Mitglied und ehemalige Vorständin bei den Neuen Deutschen Medienmacher*innen und war vier Jahrzehnte als Performing Artist und Tanzvermittlerin tätig.

> https://prasannaoommen.de
> https://neuemedienmacher.de

Anmeldung zum Netzwerktreffen Interkultur Ruhr bis zum 24.06.2021 > hier

 

Prasanna Oommen. Foto: Maj Rutten
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