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Das Ziel war klar.

Interkultureller Kalender 2022. Foto: Guido Meincke

Das Ziel war klar.

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Interkultureller Kalender 2022

Johanna-Yasirra Kluhs im Gespräch mit Christian Wagemann und Rahim Darwisha vom 47 e. V. über Platz für Unterschiedlichkeit und praktischen Anti-Rassismus in der selbstorganisierten Soziokultur

Der Interkulturelle Kalender feiert die einzigartige Vielfalt des Ruhrgebiets. Mit der Edition 2022 stellen wir jeden Monat Akteur:innen vor, die das kulturelle Leben im Ruhrgebiet mitgestalten. Im Juli steht der Verein „ 47 e.V.“ aus Duisburg im Mittelpunkt. Johanna-Yasirra Kluhs hat mit Rahim Darwisha und Christian Wagemann über Platz für Unterschiedlichkeit und praktischen Anti-Rassismus in der selbstorganisierten Soziokultur gesprochen. Das vollständige Interview findet sich in der Publikation „Worauf wir uns beziehen können. Interkultur Ruhr 2016-2021“.

Der 47 e. V. versteht sich als Brücke zwischen Kulturen, Generationen und sozialen Schichten. Dabei geht es den Beteiligten nicht um eine vermeintlich einseitige Integration, sondern vielmehr um eine Interaktion zwischen allen. Begonnen als Ladenprojekt in der Duisburger Innenstadt fungiert der 47 e. V. heute als Trägerverein für das Soziokulturelle Zentrum Stapeltor in der Stadt Duisburg.

Johanna-Yasirra Kluhs (JYK): Verein 47: Was steckt dahinter?

Christian Wagemann (CW): Ein DJ-Kollektiv, Soundsalat. Be Neighbours, eine junge Gruppe, die stadtpolitische Kulturaktionen macht. Und der Refugee Support von der Uni, mit dem wir Anfang 2015 angefangen haben, Sichtbarkeit zu erzeugen für die Probleme geflüchteter Menschen. Daraus entstanden persönliche Überschneidungen und Freundschaften. Das 47 hat angefangen in einem leerstehenden Friseursalon in der Münzstraße, wo sich 30 bis 40 Leute getroffen haben, um zu überlegen, was sie dort wollen.

Rahim Darwisha (RD): Ich hab’ Christian und die anderen 2016 beim Refugee Support kennengelernt. Nach anderthalb Jahren haben wir entschieden, raus aus der Uni zu gehen, damit andere Leute sich auch engagieren können. Ich wollte die Stadt kennenlernen, die Kultur, die Leute. Ich mag das, diese sozialen Sachen. Ich hab’ das in der Türkei gemacht, in Syrien, überall. Warum nicht hier?

JYK: Die Geschichte von Initiative, Ladenlokal und Verein ist ja ganz eng mit den politischen Geschehnissen rund um 2015 verbunden und der verstärkten Aufmerksamkeit für Migration durch Flucht.

RD: Ich bin 2016 in Deutschland angekommen. Für Flüchtlinge gab es viele Schwierigkeiten: die Sprache, die Bürokratie, ... viele Sachen. Mein Ziel damals war, die Sprache zu lernen, die Kultur zu verstehen, neue Kontakte zu knüpfen, einfach einleben und einen Job finden. Die Vorstellung von unserem Leben hier in Deutschland hat sich verändert nach vier Jahren. Wir können nicht wählen. In einem demokratischen Land sollte das nicht so sein. Die Gesetze müssen wir verändern. Seit 2016 werden die offiziellen Schwierigkeiten für Flüchtlinge mehr. Zum Beispiel Abschiebungen. In Europa generell, immer schlimmer die Gesetze, auch wegen der Rechten Bewegung. Wenn wir nicht Widerstand leisten, wird es immer schlimmer.

CW: Es gibt so viele Punkte, an denen man Widerstand leisten müsste, aber irgendwie nicht weiß, wie. Ich würde festhalten, dass die alternative Kulturszene politisch sein muss heutzutage, und gleichzeitig auch diese politischen Selbstverständnisse aus aktivistischen Kreisen ein bisschen aufbrechen muss, um kulturell ansprechbarer zu sein. Und ich glaube, dass wir im Stapeltor jetzt beides versuchen.

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> Förderfonds Interkultur Ruhr 2018: 47

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Die gedruckte Version des Interkulturellen Kalenders 2022 ist leider bereits vergriffen. Eine digitale Version (pdf) zum Herunterladen gibt es >> hier. Das vollständige Interview findet sich in der Publikation „Worauf wir uns beziehen können. Interkultur Ruhr 2016-21“.

>> Interkultureller Kalender 2022

>> Worauf wir uns beziehen können. Interkultur Ruhr 2016-21

 

Interkultureller Kalender 2022. Foto: Guido Meincke
Projektplanung im 47 e.V., Duisburg 2018. Foto: Christian Wagemann
Interkultureller Kalender 2022. Foto: Guido Meincke
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