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Wir haben uns als Teil der Lösung gesehen. Ein Gespräch mit Tareq Alaows (Refugee Strike Bochum)

Interkultureller Kalender 2022. Foto: Guido Meincke

Wir haben uns als Teil der Lösung gesehen. Ein Gespräch mit Tareq Alaows (Refugee Strike Bochum)

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Interkultureller Kalender 2022

Der Interkulturelle Kalender feiert die einzigartige Vielfalt des Ruhrgebiets. Mit der Edition 2022 stellen wir jeden Monat Akteur:innen vor, die das kulturelle Leben im Ruhrgebiet mitgestalten. Im Juni steht die Initiative „Refugee Strike Bochum“ im Mittelpunkt. Johanna-Yasirra Kluhs hat mit Tareq Alaows über Selbstorganisation, Gemeinsinn und Kultur gesprochen. Das vollständige Interview findet sich in der Publikation „Worauf wir uns beziehen können. Interkultur Ruhr 2016-2021“.

Der Refugee Strike Bochum war eine selbstorganisierte Gruppe, die sich bis 2018 aktiv im Kampf für Grundrechte und politische Mitbestimmung für Geflüchtete in Bochum eingesetzt hat. Einige regionale Netzwerkveranstaltungen haben mit Interkultur Ruhr gemeinsam stattgefunden.

Johanna-Yasirra Kluhs (JYK): Den Refugee Strike in Bochum 2016 kennenzulernen, war auf jeden Fall ein Schlüsselmoment in der Arbeit von Interkultur Ruhr. Wie erinnerst du die Zeit im Ruhrgebiet vor fünf Jahren?

Tareq Alaows (TA): Ankunft, das erste Sicherheitsgefühl. Und dann direkt die Enttäuschung über die Lebensbedingungen. Wir haben gesetzliche Regelungen gesehen, die nur auf Papier existierten, die nicht umgesetzt wurden. Das hat bei uns Widerstand gegen diese Lebensbedingungen ausgelöst. Das war der Anfang von Refugee Strike. Es handelte sich um eine Gruppe von Menschen, die keine Sprache verbindet. Keine homogene Gruppe. Am Anfang bei dem Protestcamp waren bis zu 250 Leute anwesend.

JYK: Wie würdest du denn die aktuelle Situation in Bochum beschreiben?

TA: Viele Städte in Nordrhein-Westfalen haben sich zu sicheren Häfen erklärt. Auf der kommunalen Ebene sehe ich gerade, dass sich für Leute, die wie ich 2015 angekommen sind, alles nach vorne entwickelt: Viele Leute arbeiten, viele haben ihre Wohnungen. Und dann bleibt eben das Thema Bundes- und Landesgesetze. Das sind die Herausforderungen – abgesehen von Themen, die tief in der Gesellschaft verankert sind, wie Rassismus und wie damit umgegangen wird. Oder zum Beispiel Themen wie Abschiebung und so weiter. Auch wenn die Kommunen selbst damit nicht einverstanden sind: Wie viel Spielraum hat die Kommune? Es muss schon eine genaue Zahl von abgeschobenen Menschen jedes Jahr vorliegen. Und daher müssen sie Menschen abschieben.

JYK: Was, denkst du, sind die nächsten Schritte, um den Pluralismus auf der Straße auch in die Gesetze, in die Gesellschaft, in die Köpfe zu bringen?

TA: Es gibt mehrere Krisen in dieser Gesellschaft. Eine Krise in der Asyl- und Migrationspolitik, eine andere ist die humanitäre Krise an den Außengrenzen. Klimakrise, soziale Krise. Ohne diese Krisen zusammen zu bearbeiten und ein gesamtalternatives Konzept für eine Gesellschaft vorzulegen, wird nichts passieren.

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> Mit! Konferenz bei kitev 2016

> Notiz: Beyond Protest. Interkultur Ruhr und Refugee Strike Bochum beim Co-Creation-Forum in Oberhausen

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Die gedruckte Version des Interkulturellen Kalenders 2022 ist leider bereits vergriffen. Eine digitale Version (pdf) zum Herunterladen gibt es >> hier. Das vollständige Interview findet sich in der Publikation „Worauf wir uns beziehen können. Interkultur Ruhr 2016-21“.

>> Interkultureller Kalender 2022

>> Worauf wir uns beziehen können. Interkultur Ruhr 2016-21

Interkultureller Kalender 2022. Foto: Guido Meincke
Beyond Protest. Interkultur Ruhr und Refugee Strike Bochum beim Co-Creation-Forum in Oberhausen 2016. Foto: Patrick Ritter
Interkultureller Kalender 2022. Foto: Guido Meincke
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