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Podcast Faţadă / Fassade: #10 Porajmos, Entschädigung und Erinnerung

Werkstatt Mallinckrodtstraße. Foto: Christian Huhn

Podcast Faţadă / Fassade: #10 Porajmos, Entschädigung und Erinnerung

von: 
Olga Felker

Die Ausstellung Faţadă / Fassade, die vom 24. Oktober 2020 bis zum 11. April 2021 im Hartware MedienKunstVerein (HMKV) im Dortmunder U zu sehen ist, lädt ein, die Vielfältigkeit der Stadt von einer neuen Seite kennenzulernen: Ausgehend von dem kollaborativen Kunstprojekt der Werkstatt Mallinckrodtstraße zur Rom*nja-Baukultur und der im September 2019 realisierten Neugestaltung einer Hausfassade in der Dortmunder Nordstadt richtet die Ausstellung den Fokus auf eine besondere Form von Architektur, die in den letzten 30 Jahren u.a. in Rumänien entstanden ist.

Die Podcast-Reihe "Wie sich Rom*nja Wohnraum zurück erobern" von Olga Felker erforscht, wie es zu diesem Projekt kam, was zwei Schweizer Künstler damit zu tun haben, warum die Stadt Dortmund dafür ein Haus kaufte und wie die Rom*nja Community selbst eingebunden war und ist.

Während in der ersten Staffel besonders die Ausstellung und die Werkstatt Mallinckrodtstraße im Fokus stehen, bietet die zweite Staffel einen Diskursraum, in dem diverse Stimmen aus der Rom*nja Community und von Rom*nja Selbstorganisationen hörbar werden.

#10 Porajmos, Entschädigung und Erinnerung – wieso hat sich in Deutschland ​noch keine Erinnerungskultur etabliert?

In der zehnten und letzten Folge wird der Porajmos – der nationalsozialistische Genozid an den europäischen Sinti*ze und Rom*nja in Europa – behandelt. Hierzu spricht Olga Felker mit Ajriz Bekirovski, dem pädagogischen Leiter bei Amaro Drom, einer interkulturellen Jugendselbstorganisation von Rom*nja und Nicht-Rom*nja. In dem Gespräch schildert Bekirovski seine Berührungspunkte mit dem Porajmos, inwiefern der Genozid Teil des mehrheitsgesellschaftlichen Gedächtnisses ist und auch, warum es so problematisch ist, wenn die rassistische Fremdzuschreibung benutzt wird.

 

 

Zur Einordnung des Podcast folgt eine kurze Chronologie des Porajmos. Wichtig ist hierbei voranzustellen, dass der Genozid nicht in einem luftleeren Raum oder plötzlich entstanden ist. Der Weg zur Diskriminierung, Unterdrückung und zum systematische Mord an den europäischen Sinti*ze und Rom*nja unter den Nationalsozialisten wurde bereits im Mittelalter geebnet. Denn schon dort wurden Siniti*ze und Rom*nja nicht als Teil der Mehrheitsgesellschaft betrachtet und galten als vogelfrei.

Ab 1935 wurden Sinti*ze und Rom*nja mit dem Erlass der Nürnberger Gesetze in die rassistische NS-Gesetzgebung eingebunden. Durch diese Gesetzgebung verloren sie unter anderem die deutsche Staatsbürgerschaft, die sie teilweise auch nach Ende des 2. Weltkrieges nicht wiedererlangten. Von diesem Zeitpunkt an entstanden auch immer mehr Lager in deutschen Städten, in denen Sinti*ze und Rom*nja interniert wurden und Zwangsarbeit leisten mussten.

1936 entstand unter der Leitung von Robert Ritter die „Rassenhygienische und Bevölkerungbiologische Forschungsstelle“ (RBF). Im RBF verfassten Richter und seine Mitarbeiter 24.000 Gutachten über Sinti*ze und Rom*nja, die die Grundlage für Sterilisationen und die Ermordung in Auschwitz bildeten. Für diese Gutachten stellten Polizei, Kirche und kommunale Behörden Unterlagen zur Verfügung.

1938 wurde die „Reichszentrale zur Bekämpfung des Zigeunerwesens“ eingerichtet, woraufhin im Dezember desselben Jahres Himmlers Runderlass „Regelung der Zigeunerfrage aus dem Wesen der Rasse“ folgte.

Ab Oktober 1939 durften Sinti*ze und Rom*nja ihren Wohnsitz oder momentanen Aufenthaltsort nicht mehr ohne polizeiliche Erlaubnis verlassen.

Im Mai 1940 begannen die ersten familienweiten Massendeportationen in Ghettos und Konzentrationslager in Polen.

1942 wurde Himmlers „Auschwitz-Erlass“ durchgesetzt und die Polizei angewiesen, alle Sinit*ze und Rom*nja in Konzentrationslager einzuweisen.

Ab 1943 wurden tausende Sinti*ze in sogenannten „Zigeunerfamilienlager“ interniert. Von den 20.000 Menschen, die dort eingesperrt waren, starben mehr als Zweidrittel an Hunger, Zwangsarbeit, Krankheit und Misshandlungen durch die SS-Wachmannschaft.

Am 3. August 1944 wurden alle verbliebenen Überlebenden 2897 Sinti*ze und Rom*nja vergast.

Europaweit starben insgesamt etwa eine halbe Millionen Sinti*ze und Rom*nja.

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Podcast Faţadă / Fassade, weitere Folgen:

Staffel 1

#1 Wir holen uns die Stadt zurück – Über Repräsentanz, Ausstellungen und die Zukunft

#2 Sei mein Gast – Über Gastfreundschaft, Vorurteile und ein Hotel

#3 Mehr ist mehr – Über Architektur, Rassismus und Klassismus

#4 Nenn mich nicht so – Über Namensgebungen, anhaltende Mythen und Sesshaftigkeit

Staffel 2

#5 Von der Versklavung zu einem Genozid bis an den Rand Gesellschaft

#6 Zwischen den Generationen

#7 Von Kinderbräuten, Hexen und schlechten Müttern

#8 Von Verstummten zu Erzähler*innen

#9 Zwischen Unsichtbaren und Klischees

#10 Porajmos, Entschädigung und Erinnerung

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Faţadă / Fassade: Ausstellung, Werkstatt, Diskursort
24. Oktober 2020 – 11. April 2021

HMKV (Hartware MedienKunstVerein)
im Dortmunder U, Ebene 3
Leonie-Reygers-Terrasse
44137 Dortmund

Ein Projekt von HMKV, Interkultur Ruhr und Werkstatt Mallinckrodtstraße

Mit Arbeiten des Teams Werkstatt Mallinckrodtstraße: Alex Ciurar, Cernat Siminoc (Roger), Christoph Wachter, Constantin Ciurar, Cristina Siminoc, Leonardo Radu, Lincan Raimond, Mathias Jud, Memo Ciurar, Stefan Raul, Vasile Siminoc u.v.a.

Partner des Projekts: Djelem Djelem – Dortmunder Festival für Roma-Kulturen
Gefördert durch: Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Stadt Dortmund, Fonds Soziokultur, Kunststiftung NRW. Das Rahmenprogramm wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.

Der HMKV wird gefördert durch: Stadt Dortmund / Dortmunder U

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Weitere Informationen:

Faţadă / Fassade: Ausstellung, Werkstatt, Diskursort (2020)

Faţadă / Fassade: Ausstellung, Gespräch und Werkstattparty (2019)

Faţadă / Fassade: Work in Progress (2018)

Von Repressionen und Repräsentationen im Stadtraum (2016)

 

www.hmkv.de

www.dortmunder-u.de

Ajriz Bekirovski. Foto: Amaro Drom
Amaro Drom. Foto: Amaro Drom
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