Ekmek, bestes Geschenk!
Ekmek, bestes Geschenk!
SÜPERDEPRESYON. Die einsame Kolumne von Lütfiye Güzel
Ekmek, bestes Geschenk!
Ich werde immer nervös, wenn jemand ein Geschenk für mich hat.
Wohin damit?
Ich verschenke oft etwas, weil ich weiß, dass viele Menschen Freude an Dingen haben, die sie sich irgendwohin stellen können.
Manchmal klaue ich Lavendel, tackere ein Heft mit Gedichten zusammen oder bringe Socken mit. Die Gesichter leuchten.
Kurz vor dem Einschlafen denke ich dann, dass die Leute das irgendwann möglicherweise als Selbstverständlichkeit ansehen und mich für doof halten werden, weil einige Menschen Nettigkeit mit Doofheit verwechseln. Da ich aber keine Lust habe, eine Strategie zu fahren und misstrauisch durch die Gegend zu laufen, verschenke ich weiterhin, wenn mir danach ist und bleibe wach.
Das Problem sind nicht die Ausgenutzten (ich nenne sie jetzt mal so), das Problem sind die Ausnutzer (ich nenne sie jetzt mal so). Tendenziell sind diese Menschen lieb zu denjenigen, die nicht lieb zu ihnen sind und so etwas macht mich extrem aggro.
Wohin mit ihnen?
Zitiere mich selbst, weil es sonst niemand tut:
„Schmerzhaft wach, mit der dreckigen Bratpfanne in der Spüle.“
Lütfiye Güzel ist eine aus Duisburg stammende Autorin und Dichterin aus dem Ruhrgebiet. Im Jahr 2014 erhielt sie den damals zum ersten Mal vergebenen „Fakir-Baykurt-Kulturpreis“ der Stadt Duisburg. 2017 wurde Güzel mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet. Seit 2014 bringt sie Gedichte unter ihrem eigenen Label go-güzel-publishing heraus. Ihre aktuellen Bücher „acceptdance“ und „Best of Chapbooks“ sind 2024 erschienen. In ihren Texten, Gedichten und Kurzprosa, reflektiert sie existenzielle Themen wie Herkunft, Einsamkeit oder Armut, die sie in Beobachtungen des Alltags an sozialen Brennpunkten im Ruhrgebiet einbettet.
go-güzel-publishing: https://luetfiye-guezel.tumblr.com
Weitere Folgen:
#1 Die Jury darf sich bei mir bewerben
#3 Als Teenager war ich intellektuell
