Lesen in der Ecke
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SÜPERDEPRESYON. Die einsame Kolumne von Lütfiye Güzel
Lesen in der Ecke
Langfristig will ich nicht mehr auf der Bühne stehen oder sitzen oder frieren. Die Gedichte auswendig aufsagen, in die Gesichter sehen. Ratschläge von Leuten über mich ergehen lassen, wie ich lesen soll, in welchem Tempo, mit welcher Körperhaltung.
„Haben Sie schon einmal ein Mikrofon in der Hand gehabt und haben Sie schon einmal gelesen vor Publikum?“
„Nein, aber…“.
Das Mädchen, das in der Schule quer über die Tafel schreibt: ABER. Dieses ABER gefällt mir.
Zitiere mich selbst, weil es sonst niemand tut:
„Irgendetwas zusammenhalten mit Buchbinderleim.“
Lütfiye Güzel ist eine aus Duisburg stammende Autorin und Dichterin aus dem Ruhrgebiet. Im Jahr 2014 erhielt sie den damals zum ersten Mal vergebenen „Fakir-Baykurt-Kulturpreis“ der Stadt Duisburg. 2017 wurde Güzel mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet. Seit 2014 bringt sie Gedichte unter ihrem eigenen Label go-güzel-publishing heraus. Ihre aktuelles Buch „wem gehören die tauben“ (best of chapbooks) ist 2025 erschienen. In ihren Texten, Gedichten und Kurzprosa, reflektiert sie existenzielle Themen wie Herkunft, Einsamkeit oder Armut, die sie in Beobachtungen des Alltags an sozialen Brennpunkten im Ruhrgebiet einbettet.
go-güzel-publishing: https://luetfiye-guezel.tumblr.com
Weitere Folgen:
#1 Die Jury darf sich bei mir bewerben
#3 Als Teenager war ich intellektuell
#5 Ich bin weder ein- noch ausgestiegen
#9 Die Tauben sind nicht einsam
#10 Die Frau sitzt auf der Matratze
#12 Mein Vater war der Trödelking
#16 Dieses Viertel ist ein Zuhause

