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An sechs Tagen die Woche

SÜPERDEPRESYON. Die einsame Kolumne von Lütfiye Güzel. Foto: Tyrkan

An sechs Tagen die Woche

von: 
Lütfiye Güzel

SÜPERDEPRESYON. Die einsame Kolumne von Lütfiye Güzel

An sechs Tagen die Woche

 

Schwarz. Wieder schwarz. Ganz schön viele schwarze Kleidungsstücke.
Die Waschmaschine heißt hier Berta.
Den Trockner benutze ich so gut wie nie.
Ich sitze vor der Maschine und tue nichts.
Draußen regnet es. An Sonntagen ist der Waschsalon geschlossen. Ich glaube, die Anwohner haben Beschwerde eingereicht, weil einige Leute Wäsche waschen im Waschsalon. An Sonntagen geht nur Kaffee- und Kuchentisch. Sonntag ist Ruhetag.
Die Lokalzeitung zusammengeknüllt als Türstopper.
Ich kann noch Matjesfest entziffern.
Das deprimiert mich auf eine seltsame Art.
Der Rollkoffer liegt mit offenem Maul auf der Waschmaschine. Gleich werde ich ihn herunternehmen und die saubere Wäsche hineinlegen.
Noch sieben Minuten. Schleudergang und so weiter.
Ich laufe auf und ab. Zen und Gehen. Zen und Weggehen.
Noch eine Minute. Maschine öffnen. Wäsche hinein.
Koffer schließen. Und Ruhe.
Zitiere mich selbst, weil es sonst niemand tut:
„Wenn es besonders wehtut, ist man allein mit sich und dem Wäscheständer, der überladen einknickt.“

 

Lütfiye Güzel ist eine aus Duisburg stammende Autorin und Dichterin aus dem Ruhrgebiet. Im Jahr 2014 erhielt sie den damals zum ersten Mal vergebenen „Fakir-Baykurt-Kulturpreis“ der Stadt Duisburg. 2017 wurde Güzel mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet. Seit 2014 bringt sie Gedichte unter ihrem eigenen Label go-güzel-publishing heraus. Ihre aktuellen Bücher „acceptdance“ und „Best of Chapbooks“ sind 2024 erschienen. In ihren Texten, Gedichten und Kurzprosa, reflektiert sie existenzielle Themen wie Herkunft, Einsamkeit oder Armut, die sie in Beobachtungen des Alltags an sozialen Brennpunkten im Ruhrgebiet einbettet.
 
go-güzel-publishing: https://luetfiye-guezel.tumblr.com

 

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